„Wenn du dich gut fühlst, kannst du besser kämpfen“
Was heute völlig unterschätzt wird: die Macht eines Parfums. Ein Duft kann einen Menschen in eine atemberaubende Aura hüllen, in den Bann ziehen, Gefühle hervorrufen und Menschen in ihren tiefsten Wünschen bestärken. Das zugehörige Wissen über Pflanzen und ihre olfaktorischen Wirkungen beherrschen nur wenige. Thierry Wasser ist einer von ihnen, er ist Parfümeur – einer, der keinen Unterscheid macht zwischen Arbeit und Leben, er hat eine Berufung gefunden und beschreibt seine Arbeit wie ein melodisches Musikstück.
Thierry Wasser sagt über sich, er sei zwar Parfümeur, aber in erster Linie Geschichtenerzähler. Für sein neuestes Werk Mon Guerlain, welches bei den diesjährigen Duftstars als bester Duft des Jahres ausgezeichnet wurde, habe ich Thierry Wasser in Berlin getroffen und konnte mich nur allzu lebhaft von seinem erzählerischen Talent überzeugen. Schon zu Beginn unseres Gesprächs zeigte er mir unzählige Bilder von Rosenblütenbergen, weiten Fliederfeldern und einzigartigen Blüten, die ich nicht mal im Entferntesten benennen könnte. Dabei strahlt der Meister als gäbe es nichts Wichtigeres auf dieser Welt als ein Bett aus Rosenblättern.
MC: Es gibt nur sehr wenige Parfümeure auf der Welt – Geza Schön sagte einmal, als ich ihn vor Jahren traf, es seien nur ca. 30. Wie wird man eigentlich Parfümeur?
Ich begann vor circa 35 Jahren auf der Parfümschule in Genf. In der Schule war ich lausig. Ich wurde schon mit 15 zum Gehen veranlasst. Dann habe ich angefangen Praktika zu machen. Ich habe in einer Art Drogerie gearbeitet, in der man Tees und verschiedene Teesorten für medizinische Anwendungen hergestellt hat. Ich konnte schon immer sehr gut mit Pflanzen umgehen.
Haben sie damals schon gemerkt, dass Sie ein besonderes Talent haben?
Ja irgendwie schon. Als ich jung war, sind Themen wie Aromatherapie sehr in Mode gekommen. Es gab unzählige Bücher über Pflanzen und ihr medizinische Verwendung, die perfekt waren um sich als Privatperson weiterbilden zu können.
Später habe ich in diese Richtung eine Ausbildung gemacht. Aber so richtig wusste ich nie, ob das auch mein Ding ist und ob ich darauf aufbauen kann. Kurze Zeit später habe ich herausgefunden, dass es in Genf diese Parfümschule (Anm. d. Red.: Die Givaudan Parfümschule ist ein Art Eliteschule für Parfümeure) gab und habe kurzerhand einen Brief geschrieben. Sie antworteten sehr freundlich und haben mich eingeladen. Kurze Zeit später war ich angenommen.
Haben sie denn auch Tests absolvieren müssen?
Ja natürlich, sie haben meine Nase sehr gründlich geprüft. Und sie musste damals sehr gut gewesen sein, denn ich hatte nicht die besten Voraussetzungen mit meiner leichtsinnig- jugendlichen Karriere. Normalerweise werden auf die Givaudan Parfümschule nur sehr wenige elitäre Leute aufgenommen - Welche, die bereits Erfahrung in Chemie oder Botanik haben. Nichtsdestotrotz haben sie mich genommen und ich hatte die Möglichkeit eine Menge zu lernen.
Waren das damals schon Jobs, wie wir uns einen Parfümeur heute vorstellen oder waren das auch mal Aufgaben, wo Sie Zahnpasta-Duft oder Waschmittelgerüche designt haben?
(Lacht) Ganz am Anfang habe ich eine Menge dieser Haushaltsprodukte gemacht, z. B. einen Weichspüler oder ein Toiletten-Gel, welches nach Pinien gerochen hat. Hey, aber Toiletten- Gele sind äußerst anspruchsvoll. Überleg mal, schon die Basis ist so aggressiv, dass man sehr gut mixen muss, um den Duftstoff richtig einzusetzen, denn wenn es Toiletten sauber machen soll, wie verhält sich das wohl zum Parfüm?
Das habe ich eine Zeit lang gemacht, danach wurde ich nach Paris geschickt. Und wenn du in Paris angekommen bist, machst du nur noch Fine Fragrance. 1987 - Mein erster Duft für Givaudan war Salvador Dali for Men. Den Duft gibt es sogar noch. Einige seltsame Shops führen ihn noch im Archiv. Meinen zweiten Duft machte ich 1988 für Jaguar, ebenfalls für Männer. Der Duft wurde über mehrere Dekaden aufgelegt und dann eingestellt. Irgendwer im Marketing fragte dann mal warum man den Duft gestoppt hatte und so wurde er 2008 als ich schon bei Guerlain war als großes Revival wiedergefeiert.
Sie sind bereits in der fünften Generation Parfümeur bei Guerlain: Wie viele Düfte haben Sie in all der Zeit kreiert?
Keine Ahnung. Seit Gründung der Marke 1888 hat Guerlain ca. 111 Düfte im Portfolio. 1100 Entwürfe für Parfüms gibt es, aber nur circa 10% werden tatsächlich produziert. Das kann dir kaum eine andere Marke bieten. So viele verschiedene Düfte, wobei der Älteste aus dem 19Jh. stammt und die Jüngsten aus dem 21.Jh. Wir produzieren noch die komplette Range, dafür bin ich auch mitverantwortlich. Jeden Mittwoch, wenn ich nicht unterwegs bin, bin ich in der Fabrik und kümmere mich u.a. um Archivarbeit.
Wie sieht denn gerade ihr Terminkalender aus?
Ich bin jeden Mittwoch in der Fabrik oder im Labor und arbeite an Entwicklungen oder ich bin unterwegs und mache das Sourcing für neue Produkte. Gerade komme ich aus Grasse, nächste Woche bin ich in Bulgarien und dann in der Türkei. Und so geht es immer weiter. Sourcing, also Reisen machen ungefähr 80% meiner Arbeit aus.
Aber ich denke um auf deine Frage zurückzukommen, es müssen mittlerweile knappe 100 Düfte sein. In 5 Jahren ca. 100 – eine gute Bilanz oder?
Gab es ein Projekt vom dem Sie sagen, das war ein olfaktorischer Wendepunkt in ihrem Leben?
Nein. Wenn man für Unternehmen dieser Größenordnung arbeitet, steht man immer auch in Konkurrenz zu anderen Parfümhäusern und deren Konzepten. Viele Häuser haben Parfüm im Produktportfolio, die meisten werden ausgelagert und Firmen wie Givaudan oder Firmenich konzipieren im Auftrag der Designer die Parfüms.
In den letzten 35 Jahren, habe ich immer Parfüms für andere gemacht und ich war immer in Konkurrenz mit den anderen Parfümherstellern. Das Ziel war also nicht, das Parfüm zu machen, welches du selbst toll findest sondern das, was den Wettbewerb gewinnt. Armani, Calvin Klein, Dior – Ich habe für sie alle Düfte gemacht.
Aber erst mit dem Wechsel zu Guerlain habe ich gemerkt, dass ich mit dieser Firma in keiner Konkurrenz mehr stehe. „Denke anders!“, war mein Mantra und das war für mich ein „Major Step Change“.
Als ich 2008 bei Guerlain begann, war ich persönlich am Ziel meiner Träume. Ich muss sagen, ich war vorher sehr naiv.
Wie meinen Sie das?
Ich habe beispielsweise ein Parfum gemacht, das „Idylle“ heißt. Ich liebe es, aber alle anderen da draußen sagten, dass der Duft nicht Guerlain sei. Dann habe ich mich gefragt, wie riecht denn Guerlain überhaupt?
Ich musste also nachdenken und meine Arbeit überdenken. Daraufhin überarbeitete ich die komplette Produktion und die Materialienbeschaffung unserer Marke grundlegend – Das war in 2010.
Ich habe gelernt, wenn man alles selbst in der Hand hält, gerade im Sourcing, verändert das die Art und Weise wie man Formeln schreibt. Und ich verändere und verbessere seitdem immer und immer wieder. Mit dem Resultat, erfolgreiche Düfte zu machen.
La Petite Robe Noire ist absolut Guerlain, auch in der Öffentlichkeit, Mon Guerlain, unser neuer Duft, ist sehr Guerlain, also habe ich in dieser Zeit sehr viel richtig gemacht. Sourcing - Wo kommen die besten Materialien her um das beste Produkt zu erschaffen?
Was bedeutet es für Sie, Parfümeur zu sein?
Ich denke ich habe keinen einmaligen Stil, ich bin sehr vielseitig. Für mich ist jeder Trip eine Inspiration. Wenn man beispielsweise nach Südafrika reist oder auf die Komoren, Venezuela oder Australien hat man so viele Eindrücke und Inspirationen. Man muss daraus einfach Geschichten machen. Und was also ist mein Job?
Ich bin ein Geschichtenerzähler!
Als Parfümeur sammelt man ganz unterschiedliche Inspirationen: Reisen, Gewürze, Essen, Pflanzen – Wie bereiten Sie diese auf? Haben Sie ein Notizbuch?
Ich mache mir keine Notizen. Ich habe ein gutes Gedächtnis. Ich kann mir so viele Dinge in unterschiedlicher Art und Weise merken. Bestimmte Sachen, die im Zusammenhang stehen, wie Farben und Blüten und Gerüchte und dazu Geräusche speichere ich so präzise ab, sie können gar nicht verloren gehen.
Wenn du z.B. in Afrika Ylang-Ylang Pflanzen riechst, in Paris aber immer nur mit deinem Arsch im Labor sitzt und die Öle verarbeitest, bekommst du keine Verbindung zur Pflanze. Du musst die Pflanze in seiner ganzen Blütenpracht aussaugen um dann erst viel später, das Öl im Labor verarbeiten zu können. Das kann man sich gar nicht vorstellen, wie Blüten duften können, wenn sie noch an ihren Bäumen hängen oder der Geruch von Fliederfeldern, die sich sanft im warmen Wind bewegen, das sind Erinnerungen, die ich in Form von Parfüm einfange und konserviere.
Wenn Sie an einem Projekt arbeiten, kommen Ihnen dann schon Ideen für ein Folgeparfüm?
Ja natürlich. Jeder Trip ist für sich besonders. Ich gehe jedes Jahr zu den gleichen Farmern und Gärtnern und mittlerweile habe ich Freunde und Bekannte auf der ganzen Welt gefunden. Wenn man die Menschen persönlich kennt und das schon über Jahre, geht dieses Verhältnis weit über Arbeit hinaus. Man teilt etwas – etwa eine Art Leidenschaft für die Pflanzen. Und das ist überall auf der Welt gleich, ob ich bei den Farmern in Frankreich, Australien oder Indonesien bin, jeder kennt sein Stück Land ganz genau. Sie kennen und reagieren auf die kleinste natürliche Veränderung und dieses Wissen bereichert natürlich auch unsere Ernte und somit unsere Materialien. Diese Form von Arbeit ist mit unserem schnellen Leben kaum mehr zu vergleichen. Diese Menschen brennen für die Natur.
Teilweise leben die Bauern in den Ländern sehr ärmlich. Wie helfen Sie Vorort?
Natürlich muss ich mich auch mit wirtschaftlichen Problemen in den Ländern auseinandersetzen. In Indien z.B. muss ich den Bauern verargumentieren, warum sie besser Vetiver als Bananen oder Zuckerrohr anpflanzen sollen, obwohl Bananen viel mehr Geld einbringen würden.
Die Situation in den Ländern ist schon sehr verarmt und diese Menschen verdienen ein besseres Leben. Aber ich kann einfach nicht das Doppelte von dem zahlen, was der Weltmarkt vorgibt. Das geht einfach nicht, obwohl ich den Menschen alles geben würde. Aber auch ich muss mich am Markt orientieren.
Also muss man einen Plan schmieden: Vor fünf Jahren haben ich mit den Bauern in Indien eine Abmachung getroffen: Zuckerrohr bringt eine Menge Geld ein, auch Bananen bringen mehr als Vetiver, was wir aber brauchen. Aber was ist, wenn ich den Bauern das Wasser zum Anbau des Vetiver bereitstelle, also ein Pumpensystem installiere, das sie jahrelang kostenfrei nutzen können?
Als kleiner Hintergrund muss man wissen, dass 50% der Hauptkosten eines Farmers in Indien Wasserkosten sind. Und dann wird Vetiver auf einmal interessant, denn wenn man 1/3 Vetiver anpflanzt und 2/3 Bananen oder Zuckerrohr haben die Bauern mehr Geld verdient und ich habe den Vetiver, den ich brauche. Man muss wirklich hautnah dort sein um die Probleme der Leute zu verstehen und daraus kreative Lösungen entwickeln zu können.
Arbeiten andere Parfümeure ähnlich?
Nein!
Also ich muss gestehen, dass ich sie dort nicht sehe, wo ich unterwegs bin. Und ich schätze sie haben auch keine eigenen Fabriken, so wie wir mittlerweile. Mein Meister Jean Paul Guerlain hat das genauso gemacht und das macht die Parfüms aus unserem Haus so einzigartig. Ich bin kein gewöhnlicher Parfümeur, ich bin Guerlain Parfümeur.
Wie lange dauert es, bis so ein Duft wie Mon Guerlain von der ersten Idee bis hin zum fertigen Flakon fertiggestellt ist?
Warum denkst du ein Parfüm ist jemals fertig? Es ist nie fertig. Frag mal einen Maler ob er denkt, dass sein Bild jemals fertig ist. Das Einzige was ich wissen muss, ist der Launch- Termin.
Der erste Schritt ist immer das Briefing, dann frage ich, wann soll der Duft auf den Markt kommen. Mon Guerlain sollte beispielsweise im März 2017 auf den Markt kommen. Ich benötige ca. 12 Monate um den Duft überhaupt zu kreieren und zwischenzeitlich auch immer etwas Raum um eventuell neue Zutaten zu beschaffen. Nach der Validierung des Duftes dauert es ca. 14 Monate um die technische Stabilität des Parfüms zu testen und das Verhalten mit dem Flakon zu überprüfen. Das sind pro Duft ca. 2,5 Jahre.
Die Geburt eines Duftes kann man zeitlich nicht immer gleich benennen, manchmal geht es schnell und manchmal fehlt einfach etwas Entscheidendes zur Fertigstellung. Jeder kreative Prozess ist unterschiedlich.
Was war so spannend an der Kreation von Mon Guerlain?
Wir feiern im nächsten Jahr mit Mon Guerlain das 190-jährige Bestehen von Guerlain. Vor vier Jahren stand ich noch an dem Punkt: Was will ich überhaupt zum Jubiläum sagen? Fakt ist, 190 Jahre, welche der Schönheit der Frauen gewidmet wurden. Und was ist mit den Frauen in 190 Jahren passiert? Sie haben für Gleichberechtigung, Freiheit und ihre Rechte gekämpft. In der Kombination mit unseren Produkten haben wir dazu beigetragen, dass sich Frauen wohl und attraktiv in ihrer Haut fühlen. Wenn du dich gut fühlst, kannst du auch besser kämpfen. Das war meine Idee für Mon Guerlain; In 2018 feiern wir nicht den Duft, wir feiern die Frauen.
Um aber ein Porträt von all‘ den Frauen zu machen, ist es wichtig, genau die richtigen Zutaten zu finden, die diese Geschichte aus 190 Jahren genau treffen.
Es war nicht unbedingt Angelina Jolie, für die ich den Duft gemacht habe, es sind alle Frauen der letzten 190 Jahre, die die Welt bewegten und weiterhin bewegen und beeinflussen werden.
Normalerweise ist Lavendel für mich nicht sonderlich interessant, aber ein Farmer aus Südfrankreich nötigte mich seinen Lavendel zu testen, dabei muss man sagen, dass Lavendel so spezifisch in seinem Geruch ist, dass man ihn immer sofort erkennt. Lavendel ist so ehrlich in seinem Geruch, dass ich mich entschieden habe, Mon Guerlain mit diesem Duft eröffnen zu lassen - Quasi als Querverbindung zu persönlicher Wahrheit, Stärke und der Ideologie dieser Frauen, die Geschichte machten.
Im Süden Indiens kaufe ich schon seit Jahren Sambac Jasmin. Bis zu Mon Guerlain war diese Zutat für mich nicht sonderlich emotional aufgeladen. Jasmin wird in dieser Region sehr gerne für besondere Blumenketten verwendet, Tempel werden damit bestückt und Frauen stecken sich diese Blume in die Haare.
Wenn diese Pflanze im Alltag so sozial und emotional integriert wird, muss sie eine höhere Bedeutung haben. Auch für mich. Der soziale Wert, der mit Jasmin verbunden wird, musste für mich zwangsläufig neben der Wahrheit, des Lavendel stehen.
Der Kampf in der Geschichte: Das war ein sehr wichtiger Part in der Geschichte unsere Frauen und ich wollte ihn auf jeden Fall auch bei diesem Duft integrieren. In Form von Stärke und Erinnerungen, denn man muss sich an diese ganzen Kämpfe erinnern, die unsere Mütter und Großmütter für unser gefochten haben. Dafür steht Sandelholz. Das Holz hat einen sehr starken strukturierten Eigengeruch, es ist sehr langanhaltend und beschreibt Erinnerungen sehr emotional und ehrlich.
Als vierte Note kommt noch Vanille hinzu: Vanille ist für das Haus Guerlain als eine Art Konstante zu verstehen. Seit Shalimar (Parfüm) wissen die Kundinnen, das Vanille in der Ethik des Unternehmens unabdingbar ist. Aber für mich ist Vanille aus Madagaskar oder Papua Neu Guinea, so bewegend, so nah am Körper, dass ich diesen Duft umarmen und lieben möchte. Das war meine Vision der Mütterlichen Liebe. Diese vier Zutaten sind meine Komposition für das Bild der Frau.
Manchmal sagen die Leute ich sollte nicht so viel in meinen Kaffee tun, weil die Blumen und Pflanzen scheinbar zu mir sprechen. Aber die Pflanzen sagen mir die Wahrheit. Für mich sind diese Reisen eine ganz inspirierende Erfahrung und ich kann daraus so viele Geschichten spinnen. Das ist das Essentielle für diese Passion. Es ist ein Gefühl. Und so stelle ich Düfte zusammen, mit sehr viel Gefühl.
Wow, eine tolle Geschichte. Welchen Duft benutzen Sie eigentlich privat?
Ich trage Habit Rouge, der Duft ist von 1985 und ebenfalls von Guerlain. Es ist komisch, es ist DER Duft seit ich 13 Jahre alt bin. Habit Rouge wurde von Jean Paul Guerlain kreiert und ich trage ihn immer noch, jetzt arbeite ich für Guerlain, es klingt ein wenig schicksalsgetrieben, nicht wahr?
Ein Freund meiner Mutter war damals ein, sagen wir mal, männliches Vorbild, er trug Habit Rouge. Ich war 13 Jahre alt und sah aus wie 8. Wie man sich vielleicht vorstellen kann, kam ich gerade in die Pubertät, ein spärlicher Bart, unreine Haut und der Beginn des Stimmbruchs – dabei sah ich aus wie ein Baby. Das passte einfach nicht zusammen und es förderte auch nicht unbedingt mein Selbstwertgefühl. Dann habe ich meinen ersten und letzten Duft gekauft: Habit Rouge. Ich dachte ernsthaft, ich rieche dann wie ein Mann.
Ich erinnere mich, als wäre es heute, mit diesem Duft hat sich meine Wahrnehmung komplett geändert. Der Duft gab mir Attitüde, Stärke, Selbstbewusstsein, welches ich ohne den Duft nicht gehabt hätte. Und ich bin immer noch der Meinung: Wenn du dich gut fühlst und gut ausschaust, kämpft du einfach besser. Und genauso ist es mir passiert.
Dieses interview ist im Juni 2017 auf Metropolitan Circus erscheinen
Thierry Wasser & Katrin Schlotterhose
*dieser Beitrag enthält Affiliate-Links